Grüne
Walnuß in Zuckersirup
"Man nimt die wälschen Nüsse ohngefehr um Johannis, wenn
sie noch kein hartes Holz gesetzet haben, und denn so sticht man mit einem
hölzernen Pfriemen einige Löcher kreuzweis durch die Nüsse,
denn in gut Brunnenwasser geleget, alle Tage 3 mal frisch Wasser gegeben,
und solches 9 Tage continuiret, denn in einen Kessel mit Wasser so mürbe
gekocht, daß man mit einem steifen Strohhalm hinein stechen kann,
(...), und denn eine iede Nuß mit Negelein und Zimmet besteckt und
in ein weites Zucker=Glas eingepackt, denn so kocht man einen guten Syrop
von Hutzucker,(...), und gießt ihn denn über die Nüsse,..."
Dieses Rezept aus Marcus Looffts "Nieder=Sächsischem Koch=Buch"
von 1758 dokumentiert sehr schön die unterschiedlichen Geschmacksvorlieben
verschiedener Epochen. Die an sich kaum aromatische grüne Nuß
wird mit einer (!) Nelke und mit Zimt gespickt eine aus heutiger
Sicht starke Überwürzung, die schon in mittelalterlichen Kochbüchern
notiert wurde und dann Eingang in die bürgerliche Kochbuchliteratur
fand. Bei einer Probezubereitung reichten bereits zwei Nelken pro Glas,
um sämtliche anderen Geschmacksnuancen zu übertönen. Aufgrund
dieser Erfahrung ließen wir sämtliche zusätzliche Aromen
fort und kochten die Nüsse gleich in Zuckersirup, anstatt sie durch
das Kochen in Wasser auszulaugen. Die eingemachten Nüsse werden sowohl
als Süßspeise wie auch als Beilage zu Fleisch gegeben.
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